Liebe Katja!

Ein denkwürdiges Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Monate voller großer Herausforderungen liegen hinter uns und für dich und mich war das Jahr 2022 eine Zeit voller großer Entscheidungen. Äußere und innere Einflüsse haben uns zu schaffen gemacht. Die Welt schläft nicht und sie hält uns immer wieder in Atem. Der Krieg in Europa, ein scheinbar nicht aufzuhaltender Klimawandel, die Energiekrise, eine sich verschleppende Pandemie, eine sich spaltende Gesellschaft, die zunehmende Bedürftigkeit von Menschen, denen wenig für ein wertschätzendes Leben zur Verfügung steht und Frage, wie es eigentlich noch in Zukunft mit uns weitergehen soll. Allenortens hört und liest man von einer dunklen Zeit, die uns umklammert und scheinbar für eine lange Phase nicht mehr loslassen möchte.

Wie schwer es dann ist, Hoffnung in unsere Zukunft zu legen und eine optimistische Perspektive einzunehmen. Immer wieder daran zu glauben, dass von irgendwo her ein Licht zu uns scheint und uns dabei verlässlich hilft, richtige Wege für uns zu finden. Um einen möglichen Weg für mich zu finden, wieder etwas Licht zu sehen und seine Wärme zu spüren, habe ich mich dieses Jahr entschlossen, mich beim Obdachlosenfrühstück der evangelischen Kirche in Nürnberg zu engagieren. Der Wunsch, etwas Zeit und Energie dazu zu verwenden, anderen Menschen für einen kurzen Moment etwas Gutes zu tun, hat mich sehr angetrieben. Und ich hätte niemals gedacht, dass dieser Ort mein Leben so sehr verändern könnte, wie er es jetzt in diesem Augenblick tut.

Vor einigen Wochen habe ich dir, Katja, an einem der vielen Freitage das erste Mal begegnen dürfen. Ein magischer Vormittag, den ich dort mit dir zusammen verbringen durfte. Ich hab dich gesehen und mir von Beginn an gedacht, dass ich gerade mit dir auf einen Menschen treffe, der mich über gewohnte Grenzen eines Kennenlernens hinaus interessiert. Ich hatte es schwer meine Blicke im Raum zu belassen und sie nicht ständig in deine Richtung schweifen zu lassen. Gelungen ist mir das nur schlecht und tatsächlich habe ich mich fast ein wenig dafür geschämt. Mir gingen ständig Gedanken durch den Kopf, was denn diese Wahrnehmung deiner Person in mir auslöst. Etwas anstrengend war dieser Freitag für mich, weil ich in jeder Minute immer wieder mehrmals um mich geschaut hatte, wo du denn nun gerade bist und was du machst. Wirklich Einordnen konnte ich meine Emotionen an diesem Tag nicht.

Tatsächlich ist unser Aufeinandertreffen erst wenige Wochen her. Das ist überaus erstaunlich, denn für mich fühlt es sich so an, als würde wir uns schon sehr lange kennen. Mir fällt sehr schwer in Worte zu fassen, wie vertraut du mir vorkommst und wie wohl ich mich in deiner Anwesenheit fühle. Deine Wärme, deine Nähe, deine Stimme und dein Lachen haben mich dazu gebracht, etwas in mir zu spüren, was ich lange Zeit in mir als verloren geglaubt hatte. Wie ein Licht, das sich in mir entzunden hatte und nun seine Wohligkeit ausbreitet. Dieses Licht spendet Sicherheit und Geborgenheit in einer Art, wie ich es in meinem Leben noch nicht habe erleben dürfen. Dieser warme Schein geht von dir aus, Katja. Noch nie habe ich einem so wunderbaren Menschen wie dir so nah kommen dürfen.

Heute feiern wir gemeinsam Heilig Abend. Weihnachten in einer äußerst schwierigen Zeit. Nicht überall auf dieser Welt geht ein Licht so auf, wie es für mich hat aufgehen dürfen. Dafür möchte ich dir danken, Katja. Ich möchte dir sagen, dass ich dich sehr liebe. Für alles was du bist, tust und für dich und andere Menschen möglich machst. Du bist ein ganz großer Mensch und eine wunderbare Frau. In Stein gravieren könnte ich ständig genau diesen Satz, so dass er Jahrhunderte für andere sicht- und lesbar sein möge. Ich liebe dich voll und ganz! In dieser Überzeugung macht sich in mir eine Überraschung breit, bin ich doch eigentlich ein sehr schüchterner Kerl. Für dich möchte ich mich aber an jeden noch so frequentierten Platz stellen und es in die Welt hinausschreien. ICH LIEBE DICH!

Liebe Katja, im letzten Jahr habe ich das Bild von der Maxbrücke oben gemacht. Mich dort in der Mitte mit dir zu treffen, mit dir zu reden und dich im Licht in den Arm nehmen, das stelle ich mir vor. Und wieder macht sich eine wohlige Wärme in mir breit. Sie geht vor dir aus! Vielleicht erkennst du auch das Bild mit der Kerze unten. Es ist vor Jahren in der Sebalduskirche auf einem Streifzug von mir durch die Stadt entstanden. Heute wird mir sehr klar, welche Bedeutung dieser Ort für mich immer wieder hat. Es ist ein Ort großartiger Momente für mich. Die Taufe von Nils, seine Konfirmation, das OLF und meine ganz große Liebe. Das bist du, Süße.

Ich wünsche dir ein frohes Weihnachten, Katja. Mögest du lange deine Wärme dieser Welt schenken und dich niemals verändern. Mögest du so bleiben und vielen Menschen noch zeigen, was es bedeuten kann, wenn man jemand anderem seine Liebe schenkt. Zeig´s deinen Söhnen und erkläre ihnen damit die Welt. Deine Welt!

Ich liebe dich!

 

Jürgen

 

 

       

Kerze in St. SebaldKerze in St. Sebald